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Stoffströme: Reststoffpotenziale in der Holzwertschöpfungskette

Eine Nachbetrachtung zum Clusterforum 2025
Forst
Gewerbe
Industrie
Branchenübergreifend
Rund 40 Fachvertreter:innen aus Wirtschaft, Forschung und relevanten Institutionen diskutierten gemeinsam mit Thomas Timmel (BioBase GmbH) sowie dem Holzcluster Steiermark-Team Robert Pirker und Kilian Silberschneider über aktuelle Herausforderungen, Chancen und neue Ansätze für eine nachhaltige und wirtschaftlich sinnvolle Nutzung von Rest- und Nebenströmen in der Holzindustrie. Erst durch innovative stoffliche Nutzung, Kooperationen und gezielte Koordination entlang der Holzwertschöpfungskette kann die Bioökonomie ihr volles Potenzial entfalten.

Tisch 1 – Stoffströme: Rohstoffpotenziale in der Holzwertschöpfungskette

Viele Betriebe verwerten bereits heute ihre anfallenden Reststoffe vollständig, etwa durch energetische Nutzung in Form von Pellets oder Hackschnitzeln. Dennoch bleiben insbesondere bei Rinde, Laubholz und Schlagabraum ungenutzte Potenziale. Diese Materialien werden häufig nur niederwertig oder gar nicht verwertet, obwohl sie – chemisch betrachtet – wertvolle Inhaltsstoffe für neue Produkte oder Anwendungen enthalten. Mit dem fortschreitenden Waldumbau und dem damit einhergehenden steigenden Anteil an Laubholz verschärft sich dieses Problem zusätzlich, da für viele dieser Sortimente bislang geeignete Verwertungswege und Märkte fehlen.

  1. Wirtschaftliche und logistische Rahmenbedingungen
    Die bestehenden Märkte für Nebenprodukte, insbesondere im Bereich Energie, sind stabil, aber stark preisgetrieben. Dadurch entstehen geringe Anreize für Innovation oder stoffliche Aufwertung. Zudem erschweren kurze Lagerfristen, Transportlogistik und Abhängigkeiten von industriellen Abnehmern die flexible Nutzung von Reststoffen. Eine höhere Wertschöpfung erfordert daher neue Geschäftsmodelle und eine bessere Abstimmung zwischen den Akteuren.
  2. Nachhaltige Stoffstromnutzung
    Aus forstlicher Sicht wurde betont, dass nicht alle biogenen Reststoffe aus den Wäldern entnommen werden sollten. Eine Balance zwischen ökologischer Funktion und stofflicher Nutzung ist entscheidend. Gleichzeitig bietet die stoffliche Nutzung – etwa durch die Entwicklung von Pflanzenkohle, Biokompositen oder biobasierten Verpackungen – große Chancen für eine klimapositive Kreislaufwirtschaft.
  3. Innovation und Rahmenbedingungen
    Innovative Ansätze entstehen zunehmend im Umfeld von Start-ups und F&E-Projekten, etwa im Bereich biobasierter Materialien, Pilzmyzel-Verbindungen oder alternativer Bindemittel. Diese Entwicklungen zeigen das Potenzial der Bioökonomie als Treiber für neue Wertschöpfungspfade. Allerdings wurde auf eine Lücke zwischen Forschung, Marktreife und industrieller Umsetzung hingewiesen. Unternehmen benötigen schnell umsetzbare, wirtschaftlich tragfähige Lösungen, während Förder- und Forschungslogiken oft zu langfristig angelegt sind.

Übergreifende Erkenntnisse

  • Die stoffliche Nutzung von Rest- und Nebenströmen muss ökonomisch attraktiver gestaltet werden, um die Energieverwertung zu ergänzen.
  • Kooperationen entlang der gesamten Wertschöpfungskette – von Forst bis Industrie – sind entscheidend, um Stoffströme transparent zu machen und Synergien zu heben.
  • Wissenstransfer, Kommunikation und gezieltes Marketing können den Wert von Nebenprodukten erheblich steigern.
  • Österreich verfügt über große biogene Rohstoffpotenziale, droht aber bei Innovation und Verwertung an Dynamik zu verlieren, wenn keine gezielten Impulse gesetzt werden.

Die Diskussion verdeutlichte, dass das volle Rohstoffpotenzial des Waldes erst durch eine systematische Erfassung, Vernetzung und kreative stoffliche Nutzung der Nebenströme ausgeschöpft werden kann.

Auch wenn vielfach die Ansicht vertreten wird, dass kein zusätzlicher Intermediär erforderlich sei, zeigt sich doch, dass zur Ausschöpfung des vollen Potenzials der Verwertungsmöglichkeiten koordinierende Akteure erforderlich sind – Intermediäre, die bereits in Teilen am Markt bestehen und deren Rolle bei der Bündelung von Stoffströmen und der Verbindung zu potenziellen Verwertern gezielt gestärkt werden sollte.

In einer künftigen Bioökonomie-Strategie sollte daher der Fokus stärker auf Materialinnovationen, industrielle Symbiosen und marktfähige Kreislaufmodelle gelegt werden.

Viele Betriebe verwerten bereits heute ihre anfallenden Reststoffe vollständig, etwa durch energetische Nutzung in Form von Pellets oder Hackschnitzeln. Dennoch bleiben insbesondere bei Rinde, Laubholz und Schlagabraum ungenutzte Potenziale.

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Kilian Silberschneider, MSc
Bioökonomie & Kreislaufwirtschaft Holz


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