Viele Betriebe verwerten bereits heute ihre anfallenden Reststoffe vollständig, etwa durch energetische Nutzung in Form von Pellets oder Hackschnitzeln. Dennoch bleiben insbesondere bei Rinde, Laubholz und Schlagabraum ungenutzte Potenziale. Diese Materialien werden häufig nur niederwertig oder gar nicht verwertet, obwohl sie – chemisch betrachtet – wertvolle Inhaltsstoffe für neue Produkte oder Anwendungen enthalten. Mit dem fortschreitenden Waldumbau und dem damit einhergehenden steigenden Anteil an Laubholz verschärft sich dieses Problem zusätzlich, da für viele dieser Sortimente bislang geeignete Verwertungswege und Märkte fehlen.
- Wirtschaftliche und logistische Rahmenbedingungen
Die bestehenden Märkte für Nebenprodukte, insbesondere im Bereich Energie, sind stabil, aber stark preisgetrieben. Dadurch entstehen geringe Anreize für Innovation oder stoffliche Aufwertung. Zudem erschweren kurze Lagerfristen, Transportlogistik und Abhängigkeiten von industriellen Abnehmern die flexible Nutzung von Reststoffen. Eine höhere Wertschöpfung erfordert daher neue Geschäftsmodelle und eine bessere Abstimmung zwischen den Akteuren. - Nachhaltige Stoffstromnutzung
Aus forstlicher Sicht wurde betont, dass nicht alle biogenen Reststoffe aus den Wäldern entnommen werden sollten. Eine Balance zwischen ökologischer Funktion und stofflicher Nutzung ist entscheidend. Gleichzeitig bietet die stoffliche Nutzung – etwa durch die Entwicklung von Pflanzenkohle, Biokompositen oder biobasierten Verpackungen – große Chancen für eine klimapositive Kreislaufwirtschaft. - Innovation und Rahmenbedingungen
Innovative Ansätze entstehen zunehmend im Umfeld von Start-ups und F&E-Projekten, etwa im Bereich biobasierter Materialien, Pilzmyzel-Verbindungen oder alternativer Bindemittel. Diese Entwicklungen zeigen das Potenzial der Bioökonomie als Treiber für neue Wertschöpfungspfade. Allerdings wurde auf eine Lücke zwischen Forschung, Marktreife und industrieller Umsetzung hingewiesen. Unternehmen benötigen schnell umsetzbare, wirtschaftlich tragfähige Lösungen, während Förder- und Forschungslogiken oft zu langfristig angelegt sind.
Übergreifende Erkenntnisse
- Die stoffliche Nutzung von Rest- und Nebenströmen muss ökonomisch attraktiver gestaltet werden, um die Energieverwertung zu ergänzen.
- Kooperationen entlang der gesamten Wertschöpfungskette – von Forst bis Industrie – sind entscheidend, um Stoffströme transparent zu machen und Synergien zu heben.
- Wissenstransfer, Kommunikation und gezieltes Marketing können den Wert von Nebenprodukten erheblich steigern.
- Österreich verfügt über große biogene Rohstoffpotenziale, droht aber bei Innovation und Verwertung an Dynamik zu verlieren, wenn keine gezielten Impulse gesetzt werden.


