Ein Artikel von Gerd Ebner | 28.07.2021
Artikel veröffentlicht in Partnerschaft mit dem Holzkurier
Doch mit dem Klimawandel wird es künftig weniger Fichte geben, andere Holzarten werden an Bedeutung gewinnen – insbesondere Laubholzarten. Konnerth verweist im Holzkurier-Interview auf eine Grafik von Christian Huber, welche sehr gut die Leistungsfähigkeit unterschiedlicher Holzarten zeigt.
„Ich möchte mit der Forstwirtschaft in einen Dialog treten, auf welche Baumarten in den kommenden Jahrzehnten im Wald gesetzt wird. Das bestimmt natürlich auch unsere Forschungsschwerpunkte mit“, erklärt der Universitätsprofessor. „Das kann einmal die Tanne sein, die ja sehr ähnliche Eigenschaften wie die Fichte hat.“
Univ.-Prof. Dr. Johannes Konnerth
Univ.-Prof. Dr. Johannes Konnerth © Fotograf Zwazl Klosterneuburg
Was leisten andere Holzarten?
Aufgrund ihrer hohen Verfügbarkeit hätte die Fichte in der Verwendung bisher alles überwogen. Die Schadholzereignisse der Vorjahre erfordern laut Konnerth eine neue Sichtweise auf andere Holzarten – und hier will er mitarbeiten.
Bei Nadelholz sei es einfacher: „Diese haben im Unterschied zu Laubholz zumindest ähnliche Eigenschaften wie die Fichte. Es ist daher relativ leicht, Fichte in der Produktion durch andere Nadelhölzer zu ersetzen. Für die Nadelhölzer gibt es im Bau schon gute Lösungen. Etwas ganz anderes ist es aber bei Laubholz. Wenn man statt Fichte Ahorn pflanzt, ist man laut heutigem Forschungsstand weit weg von einer Bauanwendung“, schlussfolgert der begeisterte Rennradfahrer. „Hingegen hat die Birke ein sehr hohes Elastizitätsmodul. Hier gilt es, mit der Forstwirtschaft zu klären, wo diese entsprechend gute Bedingungen vorfinden könnte.“
Tanne war früher stark am Bau vertreten
Laut Konnerth sei es zunächst wichtig, einen gesunden Baumbestand zu haben – erst dann könne man die Nutzersicht ansetzen. „Die Tanne ist auch dank ihres Wurzelsystems besser an den Klimawandel angepasst – sie könnte künftig an Bedeutung gewinnen und eine Renaissance erleben, ist sie doch in historischen Gebäuden sehr stark vertreten.“ Die Robinie ist laut ihm wiederum eine Holzart mit „hochspeziellen Eigenschaften – wie der Dauerhaftigkeit. Von der würde ich aber im Bau doppelt so viel Masse benötigen, was den Einsatzbereich stark einschränkt“. Während Fichte ohne technischen Holzschutz kaum eine Berechtigung in Fassaden hat, könne man hier sehr gut Robinie verwenden. „Das Beste aus jeder Holzart nutzen“ – nennt das der Interviewte.
Sägeprozess schon optimiert
Neben dem Aspekt „Holzarten und ihre Eigenschaften“ gibt es laut Konnerth noch den „Verarbeitungsprozess und dessen Eigenschaften“. „Im Sägeprozess wurde schon das meiste rausgeholt“, meint Konnerth, um sofort nachzulegen: „Es macht aber Sinn, darüber nachzudenken, ob man den hochwertigen Randbereich der Nadelhölzer weghackt. Oder kann man diesen höherwertig verwerten?“
Laminated Strand Lumber ist ein Werkstoff, der künftig für einige Holzarten interessant werden könnte. „Buche liefert ja weniger als die Hälfte des Volumens Stammholz. Deren Äste kann man aber in Makrofasern zerlegen und daraus einen hochwertigen Baustoff machen“, sagt Konnerth voraus.
Brettsperrholz Türöffner für Stadt
Brettsperrholz wäre bisher das richtige Produkt zur richtigen Zeit gewesen. Konnerth nennt es gar „Türöffner für den Holzbau in der Stadt.
Die eigentliche Innovation bei BSP war aber eher die Anwendung als das Produkt an sich. Natürlich ist in BSP sehr viel Holz drin. Vielleicht wäre es besser, statt Brettern auf Makrofasern oder Strands zu setzen. Dann hätte man die Möglichkeit, dort die Dichte zu erhöhen, wo das statisch notwendig ist.“ IKEA macht das ähnlich bei Möbeln. Dort wird lokal in der Spanplatte die Dichte erhöht.
Öffnungen in BSP-Produktion mitdenken
„Beim Massivbau käme niemand auf die Idee, geschlossene Mauern hochzuziehen und danach Fenster und Türen mit dem Meisel herauszuklopfen. Viele BSP-Produzenten machen das faktisch“, hält Konnerth weitere gemeinsame Forschungsanstrengungen für Industrie und Universität für nötig.
Dass derzeit große Kapazitäten für Holzfaserdämmplatten entstehen, ist laut Konnerth „gut, weil dadurch erdölbasierte Dämmstoffe durch nachwachsende ersetzt werden. Dort bietet sich graduell die Möglichkeit, mehr Laubholz mitreinzunehmen.“
Holz in Autos? Warum nicht!
Der Bau ermöglicht laut Konnerth am besten, nicht nachwachsende Rohstoffe zu substituieren – es gibt aber auch andere Möglichkeiten. „Im Automotive-Bereich ist Laubholz aufgrund seiner Homogenität auf Mikroebenen interessant, weil das Vorteile in der Energieabsorption bringt. Kurze, fehlerfreie Bauteile sind potenziell sehr hochwertige Anwendungen im Auto.“
Noch wäre Holz für die Autohersteller inexistent. „WoodC.A.R. leistet Pionierarbeit darin, die Berechenbarkeit auch von Holz zu beweisen“, meint der gebürtige Salzburger.
Die längste Zeit seiner Karriere war Konnerth im Bereich der „Verklebung“ tätig. Hier erkennt er einen Trend zu mehr nachwachsenden Rohstoffen. Lignin ist industriell verfügbar und stehe bei der Verklebung „an der Schwelle zum Durchbruch“. Zucker oder Öle wären ebenso denkbar für einen Einsatz in der Holzverklebung.
Funktionelles Holz
„Wie kann ich Holz einen Mehrwert geben? Das ist unser grundlegendster Forschungsansatz. Das kann in funktionellem Holz enden. Etwa Holz, dass sich selber ,meldet‘, wenn es feucht wird“, denkt Konnerth in die Zukunft.
Konnerth erkennt immer mehr Zulauf. Nicht nur vonseiten der Holzwerkstoff-Industrie, die ja immer eher forschungslastig war, sondern durchaus auch von KMU-Unternehmen, wie es vielfach die BSP-Hersteller sind. „Die Massivholz verarbeitende Industrie zeigt hier gehobenes Interesse“, freut sich Konnerth abschließend.
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