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Serielle Sanierung:
Gamechanger oder überbewertet?

Der hohe Vorfertigungsgrad, die kurze Bauzeit sowie der entscheidende Faktor Gewicht sprechen in der seriellen Sanierung absolut für den Holzbau.
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In den kommenden Jahren wird die Sanierung von Altbeständen unumgänglich werden, um neuen, modernen Wohnraum zu schaffen. Welche Entwicklungen sind notwendig, um die Potenziale des Holzbaus auch in Serie auszuschöpfen?

Bei der Veranstaltung von RENOWAVE.at gab Armin Knotzer einen Einblick über die Forschungsarbeit zur seriellen Sanierung in Österreich. Seit der Gründung von AEE Intec wurden immer wieder bemerkenswerte Vorzeigeprojekte realisiert, welche allerdings nie den Sprung in eine serielle Ausführung schafften. Die niedrigen Energiekosten der Vergangenheit sind wohl ein bedeutender Grund dafür, dass der Druck einer Sanierung gering war, denn das Erreichen eines Passivhausstandards beziehungsweise Null- oder auch Plusenergiegebäude ist bei Altbeständen nur im Zuge einer umfassenden Sanierung erreichbar. Energieeffizienz, optimierte Gebäudetechnik und die Integration regenerativer Energiequellen sind die elementaren Bestandteile der Sanierungsprojekte. Durch die jahrelange Forschung ist genauestens bekannt, wie die optimalen Sanierungskonzepte für die unterschiedlichsten Ausgangssituationen aussehen. Es scheitert lediglich an der breiten Anwendung dieser ausgearbeiteten Lösungen. “Es braucht ein umfangreiches Ausbildungsangebot in der Sanierung! Die Sanierung muss auf ein Niveau mit dem Neubau gestellt werden. Realistisch gesehen müsste sie sogar über dem Neubau stehen”, erklärt Knotzer.

Systematisierte Sanierung in der Praxis

Michael Kömel von Zeller-Kölmel Architektur aus Köln gab einen Einblick dazu, wie die Umsetzung der – ursprünglich in den Niederlanden – entwickelten systematischen Sanierung von Bestandsgebäuden zu hocheffizienten, zukunftsfitten Gebäuden in Form des sogenannten Energiesprong in Deutschland funktioniert. Das durch das Architekturprojekt betreute Energiesprong-Projekt in Köln Zollstock brachte einige Herausforderungen mit sich. Eine absolut exakte Vermessung des Altbestandes ist dabei unumgänglich, um mit den vorgefertigten Elementen rasch voranzukommen. Die derzeitige Zwischenbilanz der Energiesprong-Initiative ist allerdings überaus ernüchternd: Von den geplanten 110.000 sanierten Wohneinheiten bis Ende 2023 sind aktuell in Deutschland noch nicht einmal 200 Einheiten realisiert worden.

Besonders eindrucksvoll stellte sich das durch Kulmer Holz-Leimbau GesmbH ausgeführte und von Christian Liebminger vorgestellte Sanierungsprojekt an der Liebenauer Hauptstraße in Graz dar. Die durchgeführte Sanierung mit vorgefertigten Holzbauelementen bis an die Hochhausgrenze gelang praktisch reibungsfrei und in kürzester Bauzeit. Unser Clusterpartner Kulmer kann hier auf einen reichen Erfahrungsschatz zurückgreifen, da bereits an die 50.000m² des innovativen GAP-Solution Sanierungssystems verbaut wurden. “Der Fokus am Bau wird sich in den kommenden Jahren in den Bereich der Sanierung und Nachverdichtung verschieben. Neubauten werden unter den derzeit gegebenen Rahmenbedingungen, wie Finanzierbarkeit oder CO2 Bepreisung, zurückgehen. Der Holzbau wird in den kommenden Jahren seinen Platz finden, denn bei Aufstockungen und Zubauten kann der Holzbau seine Vorteile bestens ausspielen, führt Liebminger aus.

Finanzierbarkeit als entscheidender Faktor

Bund- und Land müssen erkennen, dass die großflächige Sanierung in Angriff genommen werden muss. Die Serielle Sanierung mit vorgefertigten Elementen ist dazu ein wichtiger Lösungsansatz, um die enorme Herausforderung der Sanierung meistern zu können. Martin Ploss vom Energieinstitut Vorarlberg streicht besonders heraus: “Die viel zu geringen Sanierungsrücklagen der Wohnbaugenossenschaften reichen niemals aus, um eine ordentliche Sanierung durchführen zu können. Die Siedlungsgenossenschaften können niemals aus eigener Kraft Sanieren. Es muss zu einem Umdenken in der Förderpolitik kommen. Der Vergleich zwischen den freigegebenen Mitteln für thermische Sanierung von 50 Mio. zu den veranschlagten Kosten für die Strompreisbremse von rund 2,4 Mrd. zeigt das Ungleichgewicht deutlich auf und sollte für die Zukunft zu denken geben.”

Holzbau ist prädestiniert für Serielle Fertigung

Durch die Möglichkeit des Vorfertigungsgrades und damit der kurzen Bauzeit hat der Holzbau die besten Voraussetzungen in diesem Zukunftsfeld bestens zu reüssieren. Moderne Methoden der Gebäudevermessung machen ein Aufmaß des Bestandes in der geforderten Genauigkeit möglich.

Die Integrierung moderner Haustechnik in die Sanierungsmodule hebt den Wert des Altbestandes an und macht die Sanierung attraktiv.

Das Thema der Sanierung nimmt Fahrt auf und ist ein absolutes Zukunftsfeld für den Holzbau. Von dem neu gegründeten Innovationslabor Renowave.at https://www.renowave.at/  ist viel zu erwarten! Wir werden die Entwicklungen weiter genau verfolgen und sind gespannt, was das Jahr 2023 in dem Themenfeld bringt.

Am Podium:

Armin Knotzer (AEE Inntec, RENOWAVE.AT, Gleisdorf)
Serielle Sanierung: Forschung und bisherige Aktivitäten in Österreich,

Energiesprong Pilotprojekt in Köln-Zollstock,
Michael Kölmel (Zeller Kölmel Architekten, Köln)

Holzbau in Energiesprong-Projekten mit GAP Solutions,
Christian Liebminger (Kulmer Holz-Leimbau GesmbH)

Anschließend Podiumsdiskussion mit Armin Knotzer, Michael Kölmel, Christian Liebminger, Martin Ploss (Energieinstitut Vorarlberg).

Moderation: Ulla Unzeitig (RENOWAVE.AT, Wien)

Veranstalter: Innovationslabor RENOWAVE.at in Kooperation mit Holzcluster Steiermark, Green Tech Cluster und dem Land Steiermark

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