An den Strandkorb dachte die Interiordesignerin Simone Kovac, doch sie dachte ihn neu. Würde man das Geflecht eines Strandkorbes breiter denken, auseinanderziehen und drehen, wäre erreicht, was erreicht werden sollte, und das Ganze ergäbe ein luftiges und geschlossenes Holzkonstrukt, das wie ein Netz vor Sonne, Wind und Blicken von außen schützt. Ein Worklet, das mit einem geschützten und transparenten Holzgeflecht nach oben hin Privatheit bietet.
Der Strandkorb
Das Herz
Das Herz wird in der Landschaft gern gesucht, in Form von Steinen oder Straßen. So auch die Herzerlstraße in der Südsteiermark, bei der man schon genau am Koordinationspunkt 46.670454, 15.551341 sein muss, um das Herz im Asphalt von oben zu sehen. Andrea Vattovanis Worklet-Entwurf ist nach einem ähnlichen Prinzip entworfen. Seine Sitzgelegenheit präsentiert sich als funktionell, zusammenklapp- und damit gut transportierbar – und von oben als Herz erkennbar.
Damit erfüllt er eine der Vorgaben, wonach das Sitzmöbel repräsentativ für die Steiermark sein soll, denn dort schlägt ja bekanntlich das grüne Herz. Neben den Voraussetzungen, die das Worklet erfüllen muss – sich hinlegen, hinsetzen, arbeiten und als Tisch nutzen –, fragte sich Andrea Vattovani von AVA – Andrea Vattovani Architecture, warum der Gegenstand nicht auch lustig sein dürfe.
Das Worklet eignet sich zudem für den Einsatz im Marketingbereich und für Werbung, etwa für Kommunen. So könnten sich die Herzen wie ein Landmark in die Landschaft einfügen und in verschiedenen Farben eingefärbt auf Unterschiedliches hinweisen, Sehenswürdigkeiten oder Aktivitäten beispielsweise. Quasi: Ein tragfähiges Herz für die Steiermark zum gemütlichen Niederlassen. Umgesetzt wird das Worklet von der Zeltweger Tischlerei MT Design von Markus Tragner.
Die Holzkiste
Das Homeoffice in der Natur in eine Box zu verlegen: Das ist der Plan des Designerduos Io Tondolo und Itshe Petz vom Label SelfSightSeeing Company. Die Inspiration dazu war der Song „Little Boxes“, jenes Lied, das so leichtfüßig daherkommt und dann mit einer gehörigen Portion Gesellschaftskritik aufwartet. Die Grundidee war geboren: die Kiste, um groß zu denken. Angelehnt an die Obst- und Gemüsesteigen auf Märkten sollen ihre Worklets großdimensionierte und hochskalierte Holzkisten werden, von denen im Idealfall mehrere neben-, in- und aufeinander gestellt werden.
Gernot Pichler von der Tischlerei Brauchst wird die Worklets umsetzen. Beim Stichwort „Holzkiste“ holte er eine kleine, getackerte Kiste hervor, die er für einen Kunden gefertigt hat, der darin seine Fliesen für Kundentermine aufbewahrt. „Die Form und Bauweise ist ein Klassiker, vielfach erprobt und gewissermaßen zeitlos“, sagt Pichler. Die Holzstruktur stellen sich die Gestalter eher rau und verwittert vor, das Innenleben soll sanft, farbig, hochwertig, eventuell hochglänzend werden, es soll sich jedenfalls vom Körper der Kiste abheben. So wird der Tenor vom Song „Little Boxes“ modifiziert und positiv interpretiert: In den Worklets der SelfSightSeeing Company und Brauchst ist die Arbeits- und Lebenswelt kompakt und gemütlich „eingeboxt“, ein Schutzraum, eine Rückzugsmöglichkeit, eine „Hülle zum Rausschauen“.
In der Umsetzung der zwei bis drei Prototypen gilt es, so zart wie möglich zu bleiben, sind sich alle einig, wobei die Worklets, als Möbel im öffentlichen Raum, ein hohes Maß an Stabilität benötigen. Die „little boxes“ sollen von einer günstigen DIY-Variante, bei der das „Interieur“ selbst gestaltet wird, bis hin zur individuell gebrandeten Version mit voller Ausstattung für Unternehmen, Hotels oder Gemeinden verfügbar sein.
Das Akustikmöbel
Die Natur hören – oder eben nicht: Das ist die Überschrift des Trios Petrus Gartler & Thomas Perz (Perz+Gartler) und Elisabeth Hutter von Hutter Acustix. Die Industriedesigner und die Akustikexpertin wollen bei ihren Worklets die Geräusche der Natur entweder bündeln – so den rauschenden Gebirgsbach in der Nähe bewusst herholen – oder ausschalten, um ein ruhiges Arbeiten zu ermöglichen. Die Form der Outdoormöbel war zu Redaktionsschluss noch nicht fixiert, als Idee hatte man eine Art Kokon.
Das Gelingen des akustischen Vorhabens hängt dabei vor allem von der Oberflächenbeschaffenheit ab, erklärt der Industriedesigner Petrus Gartler. Weiche Materialien dämpfen eher, die Schalenförmigkeit eines Möbels selbst beeinflusst schon die Akustik. Die Worklets von Perz+Gartler und Hutter Acustix sollen jedenfalls aus Tannenholz sein. Bei der Aufstellung oder Anbringung in der Natur zeigt man sich flexibel: So soll sich das Outdoormöbel entweder solitär aufstellen oder aufhängen lassen.
Der Würfel
Holz und Handwerk sichtbar machen, das sind die beiden verbindende Elemente für die Architektin Nina Kuess und Daniel Mair von der Tischlerei Steirer-Holz. So sehr die Architektin sonst groß denkt – sie plante und baute bereits einige Holzblockhäuser –, so sehr schrumpft sie für ihre Worklets das Holz auf einen 80 x 80 Zentimeter großen Block. Bei den Worklets des Gestaltungsduos werden aus diesem Holzwürfel die Tisch- und Sitzgelegenheit herausgeschnitten und die Holzverbindungen sichtbar eingesetzt.
Mit der Gestaltungsart wollen Nina Kuess und Daniel Mair alte steirische Holzverarbeitungstraditionen in Erinnerung rufen und Holz wie Handwerkstechnik sichtbar machen. Im Fall ihrer Worklets geschieht das durch die Verwendung einer zweiten Holzart, die durch die alte Schwalbenschwanztechnik miteinander verbunden werden. Geplant sind Verbindungen aus heimischer Lärche und Fichte oder aus Kiefer und Sibirischer Lärche.
Die Würfel sind in drei verschiedenen Ausführungen geplant, mit einmal mehr Sitz- und weniger Tischfläche und umgekehrt, sowie mit einer Version für zwei Personen mit gegenüberliegenden Sitzbereichen. Die handlich-kompakten Outdoormöbel können zueinander gestellt eine kleine Sitz- und Liegelandschaft ergeben.
Materialsponsor JAF Zengerer GmbH
Text: Daniela Müller
Fotos: Christof Hütter Fotografie
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