Warum wir uns mit Bioökonomie beschäftigen müssen
Die Bioökonomie verfolgt das Ziel, fossile durch nachwachsende Ressourcen zu ersetzen. Die reine Substitution von Produkten aus fossilen Rohstoffen durch Holz wird an den Umweltauswirkungen allerdings nicht viel verändern. Unser Keynote Speaker des Nachmittags Prof. Tobias Stern von der Universität Graz stellt klar: „Die kaskadische Nutzung von Holzprodukten ist nicht neu. Wir stehen bei Holz derzeit bei einem Kreislaufwirtschafts-Faktor von 1,6 – hier wäre durchaus noch Potenzial vorhanden, wenn versucht wird, die Kreislaufnutzung weiter auszubauen. Der zweite Wald, den wir in Städten errichten, könnte in Zukunft eine interessantere Ressource sein als der natürliche Wald selbst.“
Eng gefasst, soll in einer Bioökonomie alles aus biogenen Rohstoffen gefertigt werden. Das wird so per se nicht möglich sein. Was möglich ist, ist zusätzliche Wertschöpfung durch neue Produkte aus erneuerbaren Rohstoffen zu generieren und damit die Wertschöpfung zu erhöhen.
/ Raiffeisen Landesbank Steiermark
Der European Green Deal bringt mit sich, dass dem Bankensektor eine wesentliche Rolle im Übergang zu einer nachhaltigeren Wirtschaft zugewiesen wird. Unter dem Titel „Sustainable Finance“ werden unternehmerische Investitionen mit grünen und nachhaltigen Zielen forciert und gezielt gefördert. Was bedeuten diese Gesetzesänderungen für Großunternehmen? Wie können sich KMU’s auf die neuen Regulatorien vorbereiten?
Am Tisch wurden gemeinsam mit Helmut Fink-Neuböck von der Raiffeisen Landesbank Steiermark die Chancen und Auswirkungen von Green Financing diskutiert. Seitens der Finanzsicht wurde von Beginn an klar, dass in Zukunft nachhaltige Produktlösungen, Geschäftsmodelle und Investments einen Vorteil bei den Konditionen der Banken bringen werden. In der Diskussion zeigte sich aber auch, dass die Regulatorien rund um Taxonomie, ESG und Co noch viel Interpretationsspielraum aufweisen. Abschließend kamen die Teilnehmer:innen zum Schluss, dass es wichtig ist, sich schon jetzt proaktiv mit dem Thema auseinanderzusetzen, um damit als Unternehmen in der aktiven Rolle zu sein und nicht hinterher zu hinken -denn am Markt kann daraus eine Chance für die Branche entstehen.
/ COMMOD-Haus GmbH & BauKarussell e. Gen.
Der Umbruch von der linearen Wirtschaftslogik hin zur Kreislaufwirtschaft fordert ein Umdenken in der Ressourcennutzung. Welche Überlegungen und Maßnahmen müssen heute gesetzt werden, damit am Ende des Lebenszyklus eines Hauses oder Produktes eine Wiederverwendung der Materialen realisierbar ist?
Eines wurde bei den Diskussionen schnell klar: Das Um und Auf für eine mögliche Wiederverwendung ist die durchgängige Dokumentation und das in der Planung bereits die Rückbaubarkeit mitgedacht wird. Die Identität der Materialien muss bekannt sein, denn ohne dieses Wissen verlieren die Materialien ihren Wert. Commod Haus, vertreten durch Gerald Brencic, bietet diesen notwendigen digitalen Zwilling ihren Kunden bereits an, sodass das Wissen erhalten bleibt. Die Diskussionsteilnehmer:innen sind sich darüber einig, dass die Produzenten in dem Prozess eingebunden werden müssen, um eine Datenweitergabe zu ermöglichen. Die Wiederverwendung und Rückgabe muss sich lohnen bzw. durch Regulative in Form eines Wiederverwendungsgebotes gegeben werden. Eine Hürde in dem Bereich sind die derzeit externalisierten Kosten.
Die Verlängerung der Lebensdauer der Produkte steht an oberster Stelle. Im Idealfall sollten die Bauteile über mehrere Nutzungszyklen im selben Einsatzzweck erhalten bleiben. Im Bezug auf die anfallenden Altholzmengen aus dem Baubereich gibt es hier die große regulative Lücke, da Holz nicht als Wertstoff, sondern als Störstoff definiert ist und ins Abfallwirtschaftsgesetz fällt. Das Projekt TimberLoop der HFA unter Mitwirkung von Thomas Romm und dem Baukarussell beschäftigt sich intensiv mit dem Thema und deckt diese Probleme auf.
/ Universität Graz & STRATECO OG
Ökobilanzierungen dienen nicht dem Greenwashing, sondern der Erhebung fundierter Daten und geben Rückschlüsse auf die Effizienz und Nachhaltigkeit der eigenen Prozesse und Abläufe. Stephan Mair, STRATECO und Tobias Stern, Universität Graz, stellten klar, warum es gerade für Unternehmen äußerst wichtig ist, neben Systemgrenzen auch Schnittstellen zu definieren. So kann neben einem erleichterten Datenfluss vor allem auch Datentransparenz gewährleisten werden. Um falschen Erwartungen zu entgegnen, sollten die Systemgrenzen auch klar kommuniziert werden, dies wird in der Betrachtung zu Beginn oft vernachlässigt. Rahmenbedingungen haben einen großen Einfluss auf die Thematik der Lebenszyklusanalysen, weswegen die Umsetzung und Implementierung eine Push-Pull Betrachtung erfordert. Es ist überaus wichtig, Hot Spots zu definieren, wo am meisten Potenzial zur Einsparung vorhanden ist. Der Datenaustausch in der Wertschöpfungskette ist dabei als einer der Schlüssel anzusehen, um zu einer effizienten und wirkungsvollen Abwicklung einer Lebenszyklusanalysen beizutragen.
/ PEFC & KAPO
Dienen Zertifizierungen dem eigenen guten Gewissen oder bringen sie einen wirklichen Marktvorteil? Welcher Aufwand steckt dahinter und was sind die großen Vorteile, die die Unternehmen daraus gegenüber ihrer Konkurrenz nützen können? Ein „first mover“ der Umweltzertifizierung in seiner Sparte traf auf ein Produkt-Zertifizierungssystem vom Wald bis in die Industrie, dabei wurde klar, so breitgefächert, wie das Angebot an Zertifizierungen ist, so breit sind auch die Meinungen zu diesem Thema.
Bei den Diskussionensrunden erklärten Stefan Polzhofer von KAPO und Gerhard Pichler von PEFC gemeinsam mit einigen unserer Partnerfirmen, warum sie sich bewusst für eine Art der Zertifizierung entschieden haben und konnten so auch Unternehmer:innen abholen, die sich mit diesem Thema in ihrem Alltagsgeschäft bisher nicht beschäftigten.
Fotos: Christof Hütter
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